Verhalten

Der englische Satz „Shinisaurus is not prone to intense activity” * fasst treffend das Alltagsverhalten der Shinis zusammen.

Frei übersetzt : „Shinisaurus neigt nicht unbedingt zu heftigen Aktivitäten“.

Meine Shinis verweilen tagsüber stundenlang an ein und demselben Platz. Sie liegen dabei entweder über dem Wasserteil der Terrarien, sei es auf einem Ast/Baumstamm oder dösen, oft mit geschlossenen Augen, den Kopf aus dem Wasser streckend auf einem Stein oder einer Wurzel im Wasser.
Nachts verbringen sie die Zeit schlafend an, wie ich bei meinen Tieren feststellen konnte, bevorzugten Schlafplätzen im Wasser. Dabei werden regelmäßig Stellen im Wasserteil aufgesucht, an denen „Körperkontakt“ zu Einrichtungsgegenständen (Steine, Wurzeln) besteht. Ich konnte beobachten, dass einige Tiere „ihre“ Schlafstellen immer wieder aufsuchen.

Aktivität kommt bei meinen Tieren zunächst dann auf, wenn sie sich plötzlich erschreckt von Ihren Ruheplätzen ins Wasser fallen lassen, um dann nach einiger Zeit wieder dorthin zurück zu kehren.

Weiterhin herrscht regelmäßig Aktivismus vor, wenn es ans Füttern geht. Meine Shinisaurus  sind extrem „futterneidisch“, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass ich sie höchstens zwei mal pro Woche füttere. Auch bei individueller Fütterung (mittels Futterpinzette) kann es immer wieder zu Situationen kommen, dass Gliedmaßen und Schwänze von Kollegen mit Futtertieren verwechselt werden. Auch Pflegerfinger sind dann vor Bissen nicht sicher. Die Wunden können übrigens ziemlich bluten. Die gereichten Futtertiere werden regelmäßig gepackt und bevorzugt im Wasser verspeist, wobei oft zu beobachten ist, dass sich Tiere mit Futter im Maul erst einmal „in Sicherheit“ vor Futterkonkurrenten bringen, um dann die Futtertiere zu verspeisen.

Relativ ungeschickt aber durchaus zu beobachten sind Tauchversuche nach im Wasser untergegangenen Regenwürmern oder anderen Futtertieren. Heuschrecken und Heimchen die nicht mit der Futterpinzette individuell gereicht werden, werden nach Anschleichen und Fixieren gepackt und regelmäßig im Wasser verspeist. Nach dem Fressen beobachtete ich mehrfach ein Putzverhalten mit einer der Forderextremitäten, bei dem Schmutz- und Futterreste durch schnelle Wischbewegungen über das Maul entfernt wurden.

Bei Gefahr im Verzug, etwa bei Annäherung der Pflegerhand, zeigen die Shinis durch Maulaufreißen, dass ihnen etwas nicht passt. Dieses Drohverhalten ist auch schon bei juvenilen Tieren festzustellen.

Untereinander sollen, nach Berichten von anderen Haltern, Shinisaurus durchaus aggressiv zu ihresgleichen sein und zwar unabhängig davon, ob gerade gefüttert wird oder nicht.

Zum Thema "Aggressivität" kann ich Folgendes beitragen:

Die Exemplare einer meiner Gruppen adulter Tiere haben bisher dann Aggressivität untereinander gezeigt, wenn sie aus der „Sommerhaltung“ wieder in ihr angestammtes Terrarium überführt wurden. Neben gegenseitigem Androhen (Kopfnicken verbunden mit seitlich gerichtetem Aufrichten) ist es dabei auch zu Beißereien gekommen. Dieses Verhalten legte sich aber bisher regelmäßig nach einigen Tagen.

Abweichende Beobachtungen konnte ich machen, als ich versucht habe aus einer eingespielten Gruppe Tiere herauzunehmen und diese dann in eine andere Shinis-Gruppe zu integrieren. Kurz nachdem ich in einem Fall ein weibliches Tier zu einer bestehenden Zuchtgruppe hinzusetzte, kam es sowohl von Seiten des zum "Altbesatz" zählenden weiblichen Tieres als auch von Seiten der "Neuen" zunächst zu heftigen Drohgebärden (seitliches Aufrichten und Aufblähen der Flanken verbunden mit sich anschließendem, wiederholten Kopfnicken). Daraufhin erfolgten kurze Bissattacken. Die Tiere machten dabei auch keine Anstalten das agressive Verhalten einzustellen, sondern die Frequenz der gegenseitigen Attacken nahm noch zu. Wie die Angelegenheit weitergegangen wäre habe ich nicht mehr abgewartet, sondern trennte die Tiere.
Zu erwähnen ist, dass dieses Verhalten nach meiner Erfahrung nicht zu generalisieren ist. So habe ich etwa ohne Probleme in eine bestehende Zuchtgruppe (1,2) ein weiteres Zuchtpaar integriert, ohne dass es zu Auseinandersetzungen oder gar Attacken kam. Dies ist insoweit bemerkenswert, als das von mir in diesem Fall zwei männliche Tiere in einem Terrarium (Terrarium 1) problemlos gehalten werden. Andere Shinis-Halter haben mir berichtet, dass dies bei ihren Tieren nahezu unmöglich zu sein scheint.

Meine Shinis nehmen darüber hinaus ihre Außenwelt durchaus wahr. So stehen sich zwei meiner Terrarien im Abstand von etwa 2 m gegenüber. Durch die Frontscheiben können sich die Tiere so gegenseitig wahrnehmen, was etwa bei der Fütterung der einen Gruppe meistens dazu führt, das auch bei der zweiten Gruppe eine Zunahme der Aktivität festzustellen ist.

* aus:
A Study on the Taxonomic Status of Shinisaurus crocodilurus;
Hu, Jiang; Zhao, aus dem Chinesischen von Downs; 2000