Pflege - Zucht

Aus der Natur der Sache heraus bedarf es für die erfolgreiche Zucht eines harmonisierenden Zuchtpaares.

Mit dem Erkennen von äußerlichen Geschlechtsunterschieden ist es aber bei den Shinis so eine Sache. Ein Sexualdichchromatismus (geschlechtsspezifische Färbung) ist jedenfalls nicht vorhanden.

Ein Vergleich der Kopflänge zur Kopfbreite soll nach Angaben verschiedener Halter bei ihren Tieren zu verlässlichen Ergebnissen geführt haben. Dabei soll der Quotient aus Länge und Breite bei weiblichen Tieren größer 1,9 - bei männlichen Tieren kleiner als 1,9 sein.

Gleich vorweg: Mein als sicheres Weibchen (Geburt) einzustufendes Exemplar müsste nach dieser Methode jedenfalls ein Männchen sein.

Neben der Endoskopie hat sich die Bestimmung des Testosterongehaltes (männliches Geschlechtshormon) im Blut als erfolgversprechende Methode zur Geschlechtsbestimmung herausgestellt, die etwa auch bei Krustenechsen (Heloderma) und Tannenzapfenechsen (Teliqua, Trachydosaurus) bereits erfolgreich angewandt wurde.

Dazu wird den Tieren im Schwanzwurzelbereich mit einer dünnen Kanüle vom geschulten Tierarzt eine Blutprobe entnommen und dann im Labor der Testosteronanteil bestimmt.

Ich habe 9 meiner Tiere zum ersten Mal Anfang März wenige Tage nach der jahreszeitlich bedingten Ruhephase zur Blutabnahme zu einem in dieser Methode der Geschlechtsbestimmung kenntnisreichen Tierarzt gebracht. Zu unserem Erstaunen konnte aber bei den Tieren nicht ausreichend Blut abgenommen werden. Ein weiterer Versuch wurde im Oktober bei fünf Tieren durchgeführt. Leider konnte nur bei einem Tier eine ausreichende Menge Blut abgenommen werden.

Gründe für die vergeblichen Versuche waren zunächst nicht ersichtlich. Bei weiteren Entnahmen bei anderen Krokodilschwanzechsen trat, nach Auskunft des Tierarztes dasselbe Phänomen auf.

Auffallend ist jedoch zunächst, dass die Zeitpunkte der Blutabnahme (Februar, Oktober) jeweils in die Monate fielen, in der die Echsen regelmäßig jahreszeitlich bedingt niedrige Aktivität zeigen. Sowohl im Februar, kurz nach der von mir durchgeführten Winterruhe/Winterpause als auch im Oktober, also in der die Winterruhe vorbereitenden Phase (reduzierte Fütterung, Licht und Temperaturreduktion), zeigen die Tiere ein klares „Zurückfahren ihrer Systeme“ und ein entsprechend ruhiges Verhalten im Terrarium. Ob dies in einem Zusammenhang steht, muss noch geprüft werden. Ich plane jedenfalls den nächsten Blutabnahmetermin in die Aktivitätsphase zu legen, um mögliche Abhängigkeiten zwischen Blutabnahmemenge und Aktivitätszeit weiter zu erforschen. Auch zu klären bleibt in diesem Zusammenhang, ob das geschilderte Phänomen aktiv durch die Tiere gesteuert oder beeinflusst werden kann.

Es bleibt jedoch positiv festzuhalten, dass bei dem Tier (Gesamtlänge: 37,3 cm; Gewicht: 103,4 g), dessen Blutmenge zur Bestimmung des Testosteronanteils ausreichte, ein Wert von 1,42 ng/ml festgestellt wurde. Leider konnte bei meinen eindeutig weiblichen Krokodilschwanzechsen bislang keine zur Bestimmung des Testosteronanteils ausreichende Blutmenge entnommen werden, sodass geschlechtsspezifische Vergleichswerte für meine Shinisaurus bislang fehlen. Die Höhe des Wertes lies allerdings nur den Schluss zu, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um ein männliches Tier handelte. Mittlerweile hat sich dies bestätigt, da eine Verpaarung stattfand und das untersuchte Exemplar sich tatsächlich als Tier männlichen Geschlechts herausstellte. Bei Trachydosaurus lagen die Werte bei den untersuchten männlichen Tieren zwischen 2,5 und 19,2 ng/ml und bei den weiblichen Tieren zwischen 0,04 und 0,3 ng/ml (Joger, Wallikewitz und Hauschild, 1986).

Diaschau Balz 1

Diaschau Balz 2

Shinisaurus zeigt ein ausgesprochen nuanciertes Balz- und Paarungsverhalten. Chinesischen Studien zur Folge können bis zu zwanzig unterschiedliche Körperhaltungen und Gebärden festgestellt werden. Größtenteils konnten die Verhaltensmuster auch im Terrarium von mir beobachtet werden. Weitere eigene Bobachtungen bestätigen und ergänzen diese Erkenntnisse noch. Sieben Verhaltensmuster bestimmen den klassisch verlaufenden Paarungsprozess. Weitere Nuancen entstehen etwa dann, wenn das weibliche Tier sich zunächst entfernt und das männliche Tier etwa zu „Treiben“ beginnt.

Die Phasen einer „klassischen“, Balz- und Verpaarung sind: 

Balz, d.h. Kopfnicken, Aufblähen des Männchens
Annäherung der Partner
Belecken, oft verbunden mit Scheinbissen des männlichen Tieres
Nackenbiss durch das männliche Tier
Umfassen des Körpes
Kopulation
Loslassen, Lösen

Die eigentliche Kopulation erfolgt „klassisch“, verbunden mit Nackenbiss. Meine Tiere verpaarten sich während der Sommerhaltung und einige Wochen nach Ende der Winterruhe. 

Paarung 2007

Im Laufe der Tragzeit nimmt der Leibesumfang des Muttertieres stark zu. Einige Tage vor der Geburt wurde auch kein Futter mehr angenommen.

Muttertier 2005

Muttertier 2006

Muttertier 2008

Die Geburt meiner ersten Nachzuchten erfolgte am 11. November 2005 im Wasserteil meines großen Terrariums nach gut 13 Monaten Tragzeit. Dies liegt an der oberen Grenze, der in der mir zugänglichen Literatur angegebenen Trächtigkeitsdauer. Zu bedenken ist dabei sicherlich, daß die von mir im September des Vorjahres beobachtete Paarung ja nicht unbedingt erfolgreich gewesen sein muß und andererseits zu einem von mir nicht beobachteten späteren Zeitpunkt erfolgt sein könnte. Wie auch immer: es kamen 4 Junge zur Welt, wobei ein Exemplar tot geboren wurde. Die anderen drei Jungtiere verließen den Wasserteil und versteckten sich zunächst im mit Spaghnum ausgefüllten Landteil. Obwohl die beiden anderen adulten Tiere meiner „Zuchtgruppe“ während der Geburt im Terrarium verblieben sind, ließen sie die Jungtiere unbehelligt. Dennoch habe ich die Jungtiere dann relativ schnell in die für die Aufzucht vorgesehene Faunabox überführt.

Nachzucht 2005

Nachzucht 2006

Am 12. November 2006 kamen erneut Nachzuchten zur Welt. Diesmal aus meiner zweiten Zuchtgruppe, die im Terrarium 3 untergebracht ist. Die Geburt der vier Jungtiere konnte ich leider nicht fotografieren, aber ein unbefruchtetes Ei und eine Nachgeburt.

Ei

Eihülle

Anzumerken bleibt, daß die Muttertiere von Nachzucht 2005 und 2006 einen Tag nach der Geburt geröntgt worden sind, um auszuschließen, daß tote Jungtiere im Mutterleib verblieben sind. Bei beiden konnte zum Glück nichts festgestellt werden.

Mittlerweile liegen Erkenntnisse zu den Geburten aus den Jahren 2007, 2008, 2009 und 2010 vor.

Darunter befinden sich Geburten nach etwa 7 Monaten Tragzeit und Geburten, bei denen die schwangeren Muttertiere eine 9 wöchige Winterruhe bei etwa 12° C – 15° C hielten. Hier wurden die Jungen dann nach knapp 11 Monaten, eine Woche nach Ende der Winterruhe, geboren. Regelmäßig wurden unbefruchtete Eier und auch tote Jungtiere ausgestossen. Die Zahl der Jungen bewegte sich zwischen 2 und 7 pro Muttertier. Die Jungtiere, die nach „kurzer“ Tragzeit geboren wurden, waren nach der Geburt im Vergleich zu denen mit längerer Tragzeit schwächer und merklich träger. Ob dies wirklich an der kürzeren Tragzeit lag, bedarf noch der weiteren Beobachtung.